Welche Gefahren bestehen für das Merklinger Ried und das Grundwasser?

Wissenswertes:
Ein FFH-Gebiet ist ein Gebiet, das gemäß der EU-Richtlinie 92/43/EWG als Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes "Natura 2000" ausgewiesen wurde. "FFH" steht dabei für "Flora-Fauna-Habitat" und bezieht sich auf die Arten und Lebensräume, die in diesen Gebieten geschützt werden sollen. FFH-Gebiete dienen dem Schutz der biologischen Vielfalt und umfassen insbesondere Lebensräume, die für gefährdete Tier- und Pflanzenarten von Bedeutung sind, wie beispielsweise Feuchtgebiete, Wälder, Heiden oder Felsen. In Deutschland sind FFH-Gebiete nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt.


Das Merklinger Ried im Kreislauf
Ähnlich wie bei einem Spieler der Teil einer Sportmannschaft ist kann das "Ried" nicht als isoliertes System betrachtet werden. Es ist ein Baustein des regionalen Öko-, Wasser- und Grundwassersystems.

Da die vollständigen Strukturen und Zusammenhänge (durch Theorien und Analysen) nicht vollständig abgebildet werden können, kann auch keine sichere "Lösung" für mögliche Probleme angeboten werden. Möchte man in diese Systeme eingreifen, muss extrem behutsam und vorsichtig vorgegangen werden.

Es müssen, da auch vom Gesetzgeber vorgeschrieben, eine Reihe von kostenintensiven Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Wird direkt neben einem FFH-Gebiet gebaut, ist ebenfalls ein besonderes Prüfverfahren notwendig.


Quelle: Hydrogeologisches Gutachten. Auftraggeber: Weil der Stadt
Wissenswertes:
Jede(!) Bodenversiegelung hat gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt.
"Zum einen kann Regenwasser weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen. Zum anderen steigt das Risiko zu örtlichen Überschwemmungen, da bei starken Regenfällen die Kanalisation oder die Vorfluter die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen können."
Quelle: Umweltbundesamt

Weitere Folgen sind eine Beeinträchtigung des Kleinklimas (weniger Verdunstung/Kühlung), der Bodenfruchtbarkeit und der Bodenfauna.




Was bedeutet das konkret?

Jürgen Katz, erster Beisitzer von Weil der Stadt vermittelt in einem Interview den Eindruck, dass die Maßnahmen zum Schutz des Rieds so einfach umzusetzen seien wie das Befüllen einer Gießkanne mit einem Wasserschlauch.
Quelle: Interview mit Jürgen Katz

So einfach ist das jedoch nicht.
Zahlreiche Gutachten wurden angefertigt. Zahlreiche Lösungen wurden vorgeschlagen deren Erfolg nicht garantiert werden kann.

Quellen: Hydrogeologisches Gutachten der Firma HPC | zahlreiche weitere Gutachten

1. Gutachten
Das erste Gutachten kam zu dem Schluss, dass ein 3-Kanal-System notwendig ist, um das Ried ausreichend mit Wasser zu versorgen und gleichzeitig die nötige Schadstofffreiheit zu garantieren:
Dachwasser -> Direkt ins Ried
Straßenwasser -> Separat
Abwasser

2. Gutachten
Es hat sich gezeigt, dass nur das Dachwasser nicht ausreicht, um das Ried zu versorgen. Im zweiten Gutachten wurde dann ein 2-Kanal-System vorgeschlagen.

Dachwasser + Straßenwasser -> Ried
Abwasser

Hierbei wird davon ausgegangen, dass das Straßenwasser ebenfalls für das Ried geeignet ist. Das ist höchst fragwürdig, da das Straßenwasser u. A. im Winter extrem schadstoffbelastet ist und das Ried zerstören könnte.



Weitere Maßnahmen zum Schutz des Rieds



1. Geringerer Versiegelungsgrad
Das soll durch eine entsprechende Bodengestaltung mit hoher Versickerungsfähigkeit erreicht werden. (z.B. Rasenfugenpflaster)
Das Problem: Solche Oberflächen sind sehr wartungs- und pflegeintensiv. Die Kosten für den Unterhalt solcher Flächen sind im Vergleich zu versiegelten Flächen extrem hoch.
2. Verzicht auf konkurrierende Nutzungen von Niederschlagswasser
Es muss auf das Sammeln von Wasser in Regentonnen und Zisternen zur Nutzung als Gieß- oder Brauchwasser verzichtet werden.
Das Problem: Die Nutzung als Gieß- oder Brauchwasser bietet sich beispielsweise bei der Dachbegrünung an, um Kosten zu sparen. Es wird problematisch, das Sammeln von Regenwasser zu untersagen.
3. Dachbegrünung
Als "Speicher" für das Regenwasser, sollen Dächer begrünt werden. Ob das möglich ist, ob das ausreicht, ob das Wasser ausreichend schadstofffrei ist um das Ried nicht zu beeinflussen - ist nicht abschließend geklärt.
Diese Maßnahme ist extrem wartungs- und pflegeintensiv. Abgesehen davon ist sie extrem risikobehaftet.




6. Funktionaler Ausgleich


Als funktionalen Ausgleich bezeichnet man Maßnahmen, mit denen unbelastetes - also geklärtes - Regenwasser gezielt und dosiert dem Wasserkreislauf zugeführt wird.

Hierzu muss beim Bau der Regenkontaktflächen auf beschichtete Metalle und andere belastete Materialien verzichtet werden, deren Giftstoffe und Metallionen ausgewaschen werden könnten.

Problem 1
Rigolen/Sickerschächte/Versickerungsmulden Ob das "punktuelle" Versickern direkte Auswirkungen auf das "Ried" hat, bleibt abzuwarten.
Problem 2
Eine Filtration wie bei der herkömmlichen Versickerung durch die Sedimentschichten muss auch hier gewährleistet und überwacht werden.
Problem 3
Damit das Wasser dem Ried dosiert zugeführt werden kann, muss ein Zwischenspeicher gebaut werden, der mindestens 10.000 m2 = 1 Million Liter fasst.
Risiko
Alle Retentionssysteme müssen engmaschig gewartet werden. Wird das Wasser einem Ökosystem wie dem Ried zugeführt, muss ebenfalls eine einwandfreie Qualität der Filtersysteme sichergestellt werden. Eine unzureichende Wartung solcher Maßnahmen kann gravierende Folgen für Mensch und Natur haben.
Wie man sieht, ist es nicht ganz so einfach. Sämtliche Maßnahmen wirken nur kombiniert und sind mit hohen Investitionen und einem großen Wartungsaufwand verbunden. Bleibt die Frage, warum man nicht an einem geeigneteren Ort baut oder die Bebauung einfach geringer hält.

In einem Interview sagte Herr Katz: "Eigentlich müssten wir jetzt sagen, dadurch, dass wir diesen Tiefbrunnen mit einbinden werden, sichern wir eigentlich den Bestand des Riedes sehr viel sicherer, wie wenn wir quasi einfach abgewartet hätten, wann der Klimawandel das Ried trockenlegt."

Der Tiefbrunnen ist unserem Wissenstand nach nicht mehr geplant. Zum Thema Klimawandel:

Herr Katz, der Klimawandel hängt regional stark von der Geländehöhe und der Geländenutzung ab.
Quelle: Deutscher Wetterdienst
Die Versiegelung großer Flächen trägt sicher nicht zu einer positiven Prognose bei.

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